1 december and 2 december 2012 - struggling bodies in capitalist societies (democracies)
an experimental symposium about the body as the place of the political, zollamtskantine vienna (a)
in english.



"struggling bodies in capitalist societes (democracies)" – eine rückschau auf ein experimentelles symposium

der titel dieses symposiums ist eine herausforderung, die sich gleichermaßen an wissenschaftliche und zeitkritische diagnostiken wendet. claudia bosse, hier kuratorin und gleichzeitig regisseurin von desgined desires, probierte mit ihren mitarbeiterinnen anna etteldorf und marijeta karlovic erneut und auf andere weise eine haltung zu unserer konsumistisch-spätkapitalistischen gegenwart zu finden. in den räumen der uraufführung, einer kantine im verlassenen alten zollamt wiens, geht es um produktionsverhältnisse, wunschgefüge, gesellschaftliche und subjektive selbsteinrichtungen. unsere körperbegriffe und körperverhältnisse sind zum zentralen bezugspunkt für diese fragen geworden, so die these und somit das thema des symposiums. um körper als "schauplätze" des politischen sollte es gehen, um ihre konstitution, techniken zur hervorbringung oder disziplinierung eines körpers, aber auch um das wissen, das wir vom körper haben, unsere asketischen, religiösen, sexuellen praktiken, sowie unsere körperbilder. dieser ganze komplex von fragen situierte sich bei diesem symposium in dialogen zwischen wissenschaftler*innen, denker*innen und aktivist*innen aus österreich, kroatien, deutschland, slowenien und belgien in jenen kantinenräumen, die nach gängigen kriterien dafür ungeeignet genannt würden, weil sie keine bestuhlung, keine tische, keine installiertes podium bereitstellten. so die beschäftigung mit körpern zu der frage führt, wie diese eingerichtet werden und wie sich die einzelnen mit ihnen einrichten, forderten die räume in ihrer offenheit die teilnehmer*innen auf sich einen platz zu suchen und jeweils das verhältnis des beitrags zu den zuschauer*innen und zuhörer*innen zu reflektieren – und nicht zuletzt bildete das symposium dadurch einen vielschichtigen dialog mit dem fragenkomplex, den designed desires entfaltet.

"selfsubversion: concepts and try outs of (self)disciplined bodies": von der herausforderung, sich über körperpraktiken und wunschlogiken wissenschaftlich und künstlerisch zu verständigen.

gerald siegmunds beitrag entwickelte ausgehend von einer diagnose unserer zeitgenössischen kapitalistischen produktionsverhältnisse eine theaterkonzeption, welche unter dem namen "theater der dis-identifikation" die einrichtung des verhältnisses von sprache zu körpern zum neuralgischen punkt dieser machte – und dieses daher in die geschichte gerade des theaters einschreibt. das symposium am samstagmorgen eröffnend, ist gerald siegmund besonders durch die nackten räume der alten zollamtskantine herausgefordert gewesen. so erhob er die stimme frei stehend, klassisch vor einem notenständer durch ein mikrophon sprechend. die teilnehmenden richteten sich perspektivisch auf den redner aus, mussten dabei auf dem boden sitzen oder drängten sich an die gasheizungen an den fensterfronten. bei den ersten worten siegmunds re-organisierten sie sich plötzlich, denn die akustik des komplexen lautsprecherdispositivs (ein wesentlicher mitspieler in der aufführung von designed desires), stahl siegmund ein wenig die souveränität über seine stimme. so bildeten die anwesenden eine zerstreute menge in der leere des raumes. siegmunds entwurf entstand aus der heftigen kritik an einem körperverständnis, das diesen zum instrument von narzisstisch-disziplinarischen selbsttechniken macht, und die vorstellung eines selbsterfüllten, autonomen subjekts einsetze – eine auffassung, die durch konsumistische, auf wünsche und deren verwirklichung zielende ökonomien bedingt und stabilisiert wird. demgegenüber versteht siegmund in anlehnung an jean-luc nancy körper als grenze des denkens. diese – im historischen sinn – kritische geste siegmunds gilt körpern, die im werden begriffen sind, die also nicht einfach nur da sind, sondern stetig durch praktiken eingerichtet und hervorgebracht werden. mit dem theater entstünden hier zwei dimensionen: erstens würden "theaterkörper" zu archiven konkreter äußerungsweisen, gesten wie handlungen, die immer auch geisterhaft sind und gleichzeitig erinnerungen herstellen wie sie durch ihre situationsgebundenheit auf die pluralität von äußerungen verweisen; zweitens stellt sich szenisch eine auseinandersetzung mit der "profanität" (siegmund) von körpern her. beide dimensionen sind für ihn an die spezifische qualität des theaters gebunden, aufmerksamkeit zu integrieren bzw. überhaupt erst herzustellen – so prekär es um diese bestellt zu sein scheint gemäß der diagnose, die er hier von bernard stiegler lieh, dass zeitgenössischer kapitalismus aufmerksamkeit zerstöre. ausgehend vom verständnis des körpers als grenze des denkens ist das überzeugend, wenngleich siegmund hier einen diskurs anschließt, der von einem riss zwischen körper und sprache ausgeht. vom riss zu sprechen suggeriert nicht nur, dass es einmal eine einheit gegeben habe und handelt sich damit die ganze problematik des mangels ein. darüber hinaus zielt ein als politisch subversiv verstandenes "theater der dis-identifikation" eher darauf, das im theater mögliche gefüge von verschiedenen sinnlichen und körperlichen ausdrucksregistern und den abstrakten symbolisierungsmodi, der sprache, herzustellen, ohne diese zu synthetisieren, wie siegmund wiederholt betont. hier geht es eher um eine komposition, die gleichzeitig eine de-komposition der relationen birgt, damit sich gerade im verhältnis von sprache zu körpern die möglichkeit zur (selbst)distanzierung, zum befremden öffnet. das ebenfalls von stiegler entliehene wort eines "fehls" eignet sich, um das werden dieser relation als genuin technisch zu verstehen und die vorstellung eines mangels zurückzuweisen.

"die körper kreuzen sich, streifen sich, drücken sich, verflechten sich oder verletzen sich: je mehr zeichen sie einander geben, desto weniger kann ein bestimmter sinn die signale, sendungen, mitteilungen abdecken. die körper machen sinn jenseits des sinns. sie sind eine überspannung des sinns. deshalb scheint ein körper seinen sinn nur dann zu fassen, wenn er tot ist, erstarrt. daher kommt es, dass wir den körper als grab der seele auslegen." (nancy, jean-luc: "58 indizien über den körper", in: ders.: ausdehnung der seele, zürich/berlin (diaphanes) 2010, s. 58.)

der zweite beitrag dieses panels bildete einen kontrast zu siegmunds, schon durch die art und weise, wie sich die künstlerin und wissenschaftlerin elke campenhout auf einem bett in der ehemaligen küche, einem kleinen, verwinkeltem durchgangsraum, für ihre rede einrichtete, und mit ein wenig unsicherer stimme, aber dennoch freier rede begann. ebenfalls durch eine scharfe analyse zeitgenössischer produktionsbedingungen begründet, politisierte campenhout praktiken der nahrungsaufnahme bzw. ihrer -verweigerung. immerhin zentrierte sich schon die bürgerliche ordnung um den esstisch, insofern können essen und dessen soziale situierung als wertesystem verstanden werden, an deren wiederaneignung und umorganisation ("recuperation") campenhout interessiert war. zwei figuren standen im fokus des beitrags: die oder der hungerkünstler*in und der oder die anorexic worker. bemerkenswert ist, dass campenhout selbst während ihrer künstlerischen arbeit zum anorexic worker wird, um ein "reverse engineering" der wunschlogiken zu betreiben, die das herz unseres konsumistischen kapitalismus bilden. anorektische praktiken stellten als "narzisstisches experiment" das verhältnis der einzelnen zu sich in frage. im kontrast zu einer kollegin, marcella b., die als hungerkünstlerin im namen einer politischen message handele, die um sichtbarkeit wie lesbarkeit für eine große symbolische geste bemüht sei, deren radikale nahrungsverweigerung als provokation verstanden werden muss und soll, verweise ein*e anorexic worker eher auf die mikropolitik des berühmten "i prefer not to..." (herman melville, bartleby). diese haltung verlange, so diskret sie auch ist, ein "re-assembling" (deleuze/guattari) sozialer wie subjektiver verhältnisse, sei eher herausfordernd und affirmativ. für campenhout bildeten essenspraxen ein muster, das in erheblicher weise sozial, politisch, ökonomisch strukturierend wirkt. inzwischen gibt es eine facebook-gruppe, die das projekt der hungerkünstler*innen situiert:
"the hunger artist is a practice that overrules the distinction between esthetic politics, spiritual growth, ethical correctness and playful confusion." (http://www.facebook.com/groups/311770432197784/ , abgerufen am 08.02.2013).
in dieser hinsicht verknüpfen sich die verschiedenen verweigerungen von nahrung und die bedingungen ihrer aufnahme mittelbar mit kritiken nicht nur unseres konsumverhaltens, sondern auch der produktionsverhältnisse.

campenhout hatte mühe den eindruck zu zerstreuen, dass sie magersucht als eine politisch subversive praxis anstelle einer bedrohlichen krankheit präsentieren würde, zumal sie den hungrigen körper in bezugnahme auf gilles deleuze als subversiv im verhältnis zu kapitalistischen begehren erfüllter, angefüllter, befüllbarer körper verstand. die differenzen, die sich gerade zu siegmunds beitrag ergeben, stellten sich als besonders produktiv für den im anschluss an beide beiträge in der ehemaligen küche stattfindenden dialog heraus, in dessen zentrum eine verständigung darüber stand, was "desire" sein könnte. plötzlich öffnete sich ein resonanzraum für die durch die inszenierung in den gleichen räumen samt ihren brusthohen weißen podesten verhandelten frage, in welcher weise "desire", als verlangen, begehren oder wunsch, sich als kapitalistische domäne erweise, von welchen praktiken es gestaltet wird bzw. welche sozialen, ökonomischen und ethischen implikationen es habe. während siegmund darauf insistierte, dass begehren immer schon ohne ausblick auf befriedigung, also mangelhaft sei, und damit grundsätzlich adaptierbar an eine kapitalistische, performative ausbeutung im sinne unablässiger anpassung, entgegnete campenhout, dass wunschformationen selbst als praktiken zu verstehen seien, die nicht an objekte geheftet und so immer auch verletzlich und prekär seien. prinzipiell hatten beide redner*innen sehr ähnliche referenzen, bezogen sich bspw. auf boltanski/chiapello und deleuze/guattari. je konkreter die differenzen in den ansätzen werden, desto deutlicher zeigt sich die virulenz des verhältnisses von kapitalismus und wunsch – zumal diese debatte, deren beginn um '68 zu verorten ist, offenbar bis zum heutigen konsumistischen kapitalismus ungelöst ist und von gespenstischen argumentationsfiguren der linken eingeholt wird.

"the body and its constructions between sexual und religious normatives" – oder eher: von der apokalyptischen verschmelzung von biopolitik, nationalismus und 'race'.

die philosophin und videokünstlerin marina gržinic bestritt dieses panel allein – die dramaturgin sandra noeth war krank geworden – was sie nutzte, um das thema etwas zu verschieben: so richtete sie ihren platz an einem pult ein, ließ den raum abdunkeln und per beamer fotos der in diesen tagen sich vollziehenden und kriminalisierten proteste von flüchtlingen in wien an die wand projizieren, und setzte zu einer temperamentvollen rede an. gerade eine woche zuvor hatte sich die flüchtlingsbewegung zu einem 35km langen fußmarsch nach wien aufgemacht. kursierende bilder buchstäblich zugenähter münder von teilnehmer*innen der deutschen flüchtlingsbewegung wurden uns gezeigt: gržinic nahm den titel "struggling bodies in capitalist societies" sehr wörtlich. tatsächlich fand am selben tag in wien eine solidaritätsdemonstration statt – und die geste dieses vortrags bestand im wesentlichen in der reflexion unserer eigenen ignoranz dieser plötzlichen und ereignishaften politisierung der gewaltsamen praktiken des westlich-nationalistischen wohlfahrtsstaates durch die von ihm ausgestoßenen, die sich in einem jenseits der menschenrechte wiederfinden. gržinics diagnose war apokalyptisch: die gesamte westlich-kapitalistische zivilisation begründe sich durch eine "division line", d.h. eine division, auf deren anderer seite der entzug nicht nur von bürgerschaft (citizenship) steht, denn von existenzberechtigung und lebensfähigkeit überhaupt. foucaults biopolitik versteht gržinic ihrem vokabular zufolge vor allem in der lektüre giorgio agambens, das heißt als produktion eines "nackten lebens" in einem andauernden "ausnahmezustand". insofern schlägt sie vor, "biopolitik" durch "necropolitik" zu ersetzen, immerhin sei der zustand unserer machtverhältnisse derart gouvernemental, dass wir eigentlich keinen "nation state" mehr hätten, sondern einen "racial state", der im verborgenen seit 09/11 ein umfassendes "recht, zu töten" vorangetriebene habe. die virulente diskussion um neue kriegstechniken mithilfe von drohnen fiel nicht einmal, bildet dennoch einen wichtigen hintergrund für diese diagnostik. zentral für die argumentation der rednerin war der bezug zu einem hierzulande unbekannten diskurs in der vor allem afrikanischen theorieproduktion und zeitdiagnostik, die schon lange verstanden habe, dass der rassismus und die ausschlusspraktiken der hegemonialen mächte längst nicht mehr als identitätspolitisches problem beschrieben werden könnten, sondern viel fundamentaler angesiedelt seien. die geschichte der geschlechterdifferenz spiele somit auf einer völlig anderen ebene und sei im prinzip keine frage mehr für die gegenwart.

diese derart apokalyptische kritik an allen perspektiven, die nicht eine fundamentale division durch "racialisation" anerkannte, wurde im gespräch mit siegmund, juric sowie dem ganzen plenum leidenschaftlich diskutiert. nicht nur wurde angemerkt, dass die kritik der trennung zwischen menschen- und bürgerrechten so alt ist wie die erfindung von bürgerschaft selbst. sondern ein generelles unbehagen mit einer geschichtsschreibung, deren zentrale eckpunkte ein seit 09/11 andauernder "ausnahmezustand" sowie die gleichzeitige abschaffung der politisierung der geschlechterdifferenz aufgrund von gender mainstreaming und diversity management bilden, und die sich im wesentlichen selbst auf eine division stützt, nämlich die von gut/böse, artikulierte sich. unheimlich an gržinics diagnostik ist die stille anwesenheit carl schmitts in ihren beschreibungsweisen, die durch das stark von agamben beeinflusste verständnis von politik einzug hielt.

"the body as a place of the political" – dialoge über sprechbarkeit des körpers

alice pechriggl, philosophin, feministin und gruppen-psychoanalytikerin, stellte mit ihrem beitrag einen bezug zu den nackten und unübersichtlichen räumen her: während sie sprach, wanderte sie herum, reagierte auf die artefakte und einrichtungen, die ihr begegneten, auf die akustik. der übergang zwischen anfangs assoziativen äußerungen, eigentlich dem soundcheck geschuldet, zu ihrer eigentlichen rede, war fließend. ihre aufmerksamkeit galt einem radikalen begriff von demokratie, den sie vom kapitalismus trennt, und an rosa luxemburg anschließt. diese demokratie, die wir nie geworden seien, können wir wünschen und begehren. körper kommen in dieser haltung zu ihrem eigenen recht, einerseits, weil pechriggl darüber reflektierte, dass ihre zunge sich das recht nahm, sich der lautlichen dimension der englischen sprache zu verweigern, was pechriggl dazu veranlasste, die sprechbarkeit ihrer gedankengänge in verschiedenen sprachen auszuprobieren. juric versuchte sie in dessen muttersprache anzusprechen, und so schon den im symposium gewünschten dialog aufzunehmen – wodurch sie ihm, wie er später ehrlich zugab, eine radikale fremderfahrung mit seiner muttersprache bescherte. andererseits wies pechriggl die vorstellung von körpern als schlachtfelder zurück, vielleicht sogar als orte überhaupt, entlarvte diese vorstellung als metonymische verschiebung. genauso wenig seien körper einfach "performative handlungsmaschinen" – eine kritik an den verschwörungstheoretisch anmutenden vorstellungen von unablässiger anpassung der körper an kapitalistisch-rationalistische ansprüche. vielmehr tragen körper konkret das aus, was pechriggl genuin mit demokratie verbindet: verhandlung, kampf, bemühen ("struggling"), versteht man ihren entwurf historisch als stände-demokratie, womit eher begriffe wie kollektiv, multitude oder pluralität zusammenhängen. demokratie ist hier nicht-repräsenatitiv und nicht-symbolisch, sondern eine bewegung, eine konkrete praxis, die die trennung von politisch und sozial aufhebt. mit körpern hinge eine aufmerksamkeit für das zusammen-leben wie für das sterben zusammen. pechriggl unternahm in ihrem beitrag eine wanderung an den grenzen und bruchstellen unseres situativen zusammenseins in dieser alten zollamtskantine.

der philosoph hrvoje juric suchte sich einen platz hinter einem metallgestell zur tellerausgabe auf der alten kantinentheke, sodass er und sein gesicht größtenteils verdeckt waren und skizzierte seinen in diesem kontext sehr ungewöhnlichen ansatz. ausgehend von der techno- und lebenswissenschaftlichen entwicklung, also der technischen produzierbarkeit und privatisierbarkeit von leben und körpern verteidigte er ein altes, dualistisches denken das philosophie und kunst einen spezifischen platz in der gegenwart zuwies. so konnte juric' augenzwinkernde entschuldigung für seine altmodische bezugnahme auf eine subjekt/objekt-spaltung als leise kritik am titel des panels gelesen werden: denn philosophisch wurde hier eine erkenntniskritische spaltung vom körper als begriff sowie einem objekt, das jenem begriff gegenüber erst einmal stumm ist, eröffnet. daher reflektierte der beitrag lange über die frage, ob ein selbst oder ich den körper denkt, von wem der körper gedacht werden könne – zumal ich und selbst sich gleichzeitig als kollektive erweisen könnten. und sogleich drehte er die frage um, und fragte danach, was vom körper gedacht würde, bzw. was das objekt des körpers sei. unter der technischen bedingtheit unserer gegenwart diagnostizierte juric einen "corporeal" oder "body turn" in den szenischen und performativen künsten, die auf ihre bedingung reagierten, die ununterscheidbarkeit ihrer körperlichen und subjektiven selbsteinrichtung in künstlerischer arbeit wie individuellem weltbezug. es gäbe eine "wiederkehr des verfemten teils", formulierte er mit bezug auf anne von der heiden und george bataille, die, gerade weil körper heute in allen bereichen der wissensproduktion eine derartig virulente konstruktion bildeten, diese radikal verhandelten.

zwischen pechriggl und juric entspann sich augenblicklich der dialog, in welchem beide ihre unterschiedlichen methodischen zugänge differenzierten und diskutierten. während juric vorsichtige kritik äußerte an der tendenz postmoderner und feministischer ansätze, unablässig neue begriffe zu produzieren und damit in gewisser weise die verbindung zu in der philosophie systematisch entwickelten und erkenntniskritisch begründeten diskussionstraditionen zu verlieren, nahm pechriggl als feministische philosophin die kritik sehr produktiv auf. sie erläuterte ihre eigene kritische sozialisation durch aristoteles, von dessen dualistischen konstruktionen sie die immer schon verflochtene doppelheit etwa von soma/psyche, produktion/rezeption lernte. insofern erläuterte juric, dass seine bezugnahme auf eine durchaus sensible und zerbrechliche monadologie der zeitgenössischen erfahrung, dass keine einheit mehr zu retten wäre, geschuldet sei. pechriggls anmerkung, dass die bedingungen dieses symposiums insofern revolutionär seien, als sie ich gerade als erforschung von produktions- und rezeptionsbedingungen zeige, erwies gerade im dialog dieser zwei beiträge als berechtigt.

 

jasmin stommel
theaterwissenschaft bochum



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